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Marko Leino : In der Falle

Buchbesprechung von Frank Rehag, April 2012

dt. Erstausgabe: 2012 - Paul Zsolnay Verlag, Wien
finn. Originalausgabe: 2009 - Tammi, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Ansa"
aus dem Finnischen von Anu Pyykönen-Stohner
In diesem Roman von Marko Leino geht es um große und kleine Drogengeschäfte, die sich hauptsächlich in Finnland und Russland abspielen und bis hin nach Schweden, Estland und Armenien reichen. Nahezu alle Figuren in dieser Geschichte stecken in der Falle und wünschen sich für ihre Zukunft eigentlich nur eines: "Alles wird gut gehen. Alles wird gut. Für immer." Doch wer einmal in der Falle steckt, kommt so schnell nicht wieder heraus. Der in den Drogenschmuggel verwickelte Bauunternehmer Leif Turunen möchte noch einmal ein großes Ding drehen, bevor er aus den illegalen Geschäften auszusteigen gedenkt, um danach mit anderer Identität ein neues Leben zu beginnen; Petri Hartikainen, Spitzname Härski, der sein vielversprechendes Talent für den Eishockeysport vergeudete und sich nunmehr als Berufsganove und Handlanger Turunens verdingt, möchte seiner Frau Kirsi und seinem Sohn Petteri endlich ein guter Ehemann und Vater sein; Der großmäulige Arto Levala, der den schnellen Reichtum wittert und auch seinen Sohn Vesa in die krummen Geschäfte hineinzieht, arbeitet ebenfalls für Turunen, den er für einen dummen Kleinganoven hält; Vesa Levala träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit seiner Freundin Tiina, Kindern und Eigenheim, allerdings muss er erst einmal die Schulden zurückzahlen, die ihm sein Vater eingebrockt hat; Juha Viitasalo, Polizist im Drogendezernat, hat den Drogenboss Reino Sundström endlich hinter Gitter gebracht, was diesen jedoch nicht daran hindern kann, weiterhin seine krummen Geschäfte abzuwickeln. Allerdings gibt es eine mehrere Jahre zurückliegende Sache, die Sundström und Viitasalo verbindet und mit der der Kriminelle den Polizisten in der Hand hat. Zudem belasten Viitasalo private Probleme; Saari Viitasalo, Ehefrau von Juha Viitasalo, leidet seit der Geburt von Tochter Liina unregelmäßig stark an Depressionen und ist akut selbstmordgefährdet. Zudem droht ihr die Arbeitslosigkeit, was in dieser Situation nicht unbedingt hilfreich ist; Dann sind da noch Fedor und Ilja, zwei Handlanger Turunens, die später nach Russland zurückkommandiert werden; Macho, der Vertrauensmann Turunens; Bregovic, ein serbischer Kriegsverbrecher, der die Geschäfte in Schweden in der Hand hält; Ratko, Handlanger und Vertrauensmann Bregovics; Koljakov, Kontaktmann in St. Petersburg; Demirchyan, Drogenboss in Armenien.
In dieser Geschichte ist nichts, wie es scheint, sowohl für die Protagonisten als auch für den Leser. Sobald man einen Sachverhalt unter der Prämisse "Wer legt wen rein?" zu verstehen glaubt, kommt alsbald die Wendung und man wird erneut in die Irre und auf eine neue Fährte geführt. Es bleibt keine Rechnung offen und die Gewissheit des Scheiterns ist immer präsent. - "Nichts würde gut gehen. Nichts würde gut sein. Nie." Die Charaktere der handelnden Personen wurden sehr präzise und lakonisch herausgearbeitet und mit einer Prise schwarzem Humor versehen. Einige dieser Typen könnten einem Kaurismäkifilm entsprungen sein: im Leben zu kurz gekommene Kleinkriminelle, die vom schnellen Geld träumen; Alkohol in großen Mengen; korrupte Polizisten; große Haie, die im Hintergrund die Fäden spinnen oder zu spinnen glauben. Doch handelt es sich nicht bloß um einen Kriminalroman, der im Drogenmilieu spielt. Es ist zugleich auch ein zeitgenössischer Roman über das Leben. Ein Leben, das wenig von dem hält, was es zu versprechen scheint. Schwermut, Illusionslosigkeit, Brutalität, Skrupellosigkeit und Selbstbetrug greifen um sich und die Unmoral wird zur Normalität. All diese Zutaten hat Marko Leino mit dem Gefühl für die richtige Dosis vermengt und ein äußerst intelligentes Werk geschaffen.
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Mülgaustraße 159
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