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Matias Riikonen : Matara

Buchbesprechung von Saskia Geisler, August 2024

dt. Erstausgabe: 2024 - Karl Rauch Verlag, Düsseldorf
finn. Originalausgabe: 2021 - Teos, Helsinki
Titel der finnischsprachigen Originalausgabe: "Matara"
aus dem Finnischen von Maximilian Murmann
Der Rhythmus des Romans wiegt von Anfang an, wogt und zieht in die Geschichte: Wir folgen zwei Jungen in den Wald. Ein Wald, der als nordisch zu erkennen ist. Doch die Jungen – benutzen sie nicht irgendwie lateinisch anmutende Begriffe? Und ist das, was da zunächst wie ein naturverliebtes Pirschen anmutete, eher ein Kriegszug?

Matara ist ein stark durchkomponiertes Buch, ein wahrer Lesegenuss, und das, obwohl oder gerade weil es 'nur' um die Spielwelt ein paar finnischer Jungen in den Sommermonaten geht. Erst nach und nach begreifen die Lesenden das Konstrukt. Kleine Hinweise wie das abwertende "Du verweist auf die Außenwelt" lassen uns nach und nach erkennen, dass wir hier einem Spiel folgen, einer Illusion. Nur ganz punktuell berühren auch wir dieses Außen, wenn die Jungen mit den Fahrrädern eintreffen zum Beispiel. Aber dann tauchen wir wieder ein in eine Welt, die von Konsuln und dem Senat bestimmt wird, von Territorial- und Machtkämpfen. Was daran fasziniert, ist die Ernsthaftigkeit und Konzentration, mit der die Jungen spielen. Wer im Kampf stirbt, darf sich nicht mehr bewegen, ist für den Rest des Sommers vom Spiel ausgeschlossen. Es gibt Festnahmen und Folter, Siegeszüge und Demütigungen. Und genau da setzt das Interessante an: Vor der Kulisse eines idyllischen finnischen Waldes sehen wir den Kampf um Macht. Den Wahnsinn der nach Alleinherrschaft Strebenden – und die bedingungslose Loyalität der Soldaten. Im Kleinen wird hier deutlich, wie Herrschaftsdynamiken funktionieren. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der große und der kleine Bruder, mit ihnen treten wir immer wieder ein in das Phantasiereich Matara, mit ihnen leiden wir und folgen auf Kriegszüge, die vom intrigenspinnenden Kaius befohlen wurden. Sind die Jungen einfach nur naiv? Durchschauen sie die Machtkämpfe? Oder ist es ihnen schlichtweg egal, weil nur das Abenteuer zählt?

Am Ende bleiben viele philosophische Fragen offen – und geistern durch den Kopf wie die toten Mataraner durch den finnischen Wald… Ein im besten Sinne anregendes Buch, das Maximilian Murmann mit sehr schöner Sprachmelodie übersetzt hat. Der Duft des Waldes, das Gefühl des federnden Bodens, das Geräusch der mückenumtosten Stille locken uns immer weiter in das Buch hinein. Empfehlenswert!
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